Dienstag, 23. September 2008

µsic | Dear Science



Es sieht fast so aus, als wäre die Sonne in Brooklyn für TV On The Radio endlich aufgegangen. Die Truppe um Sänger Adebimpe und Gitarrist Sitek meint es ernst. Was auf "Dear Science" drauf ist, kommt von ganz tief drin. Wenn Bläser, dann bis zum Umfallen. Und wenn man meint es kommt nicht besser, dann setzen die Geigen ein. Die Hooks scheinen nicht zu versiegen. Gitarren werden prachtvoll eingesetzt. Drum-Loops werden angehäuft, um dann auf einen Schlag zu einer magischen Gesangslinie zu verfallen. Die Zeiten des Sparens sind vorbei. Adebimpe wechselt mit Leichtigkeit vom Falsett-Sprechgesang zur beschwörerisch-zerbrechlichen Bruststimme. "Golden Age" kommt so leicht daher, man könnte fast meinen, die Jungs wollten, dass die Leute dazu tanzen. "Red Dress" scheint alle Funkpillen, die es auf dem Markt gibt, geworfen zu haben, um sie dann mit einem grossen, dramatischen Würgen wieder auszuspucken, (natürlich mit Bläserbegleitung). Wenn "Dancing Choose" als rhythmisches Schlachtschiff daherkommt, behauptet sich "Stork and Owl" als scheuer Rückzug in eine Welt, in der man nur mit seiner Geliebten leben möchte. Depeche Mode, Prince und Radiohead begleiten die Gruppe auf ihrem Streifzug durch die Rock- und Popgeschichte. Trotzdem finden TVOTR ihren eigenen, ambivalenten Stilmix, der trotz den catchy hooks elaboriert und durchdacht ist. Mit "Dear Science" schafft die Gruppe den unprätentiösen Sprung auf die Popbühne und leise aber bestimmt bahnt sich das TVOTR-Mutterschiff den Weg in den Gehörgang und setzt sich dort fest; ob man will oder nicht.

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